Dieses Baumes Blatt, der von Osten
meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie’s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
dass man sie als eines kennt?
Solche Frage zu erwidern,
fand ich wohl den rechten Sinn:
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
dass ich eins und doppelt bin?
Auf meiner Geburtstagsfeier im Juli1990 schlug mir meine Kommilitonin Frau Birgit Vogel vor, in Berlin – Buch eine Apotheke zu gründen. Sie selber würde sich in Buch gut auskennen und gern meine Stellvertreterin werden. Zur damaligen Zeit war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter am Staatlichen Institut für Immunpräparate und Nährmedien und arbeitete an der Entwicklung von Zellzuchtmedien.
Um keine Chance bei der Suche nach einem zukunftsfähigen Arbeitsplatz auszulassen, dachte ich auch an eine Tätigkeit als selbständiger Apotheker. Also bewarb ich mich bei der Kommunalen Wohnungsverwaltung in Pankow um Gewerberäume für eine neu zu gründende Apotheke in Berlin-Buch. Dann geschah lange Zeit nichts.
“Wir bieten Ihnen Gewerberäume in Berlin-Buch, Walter-Friedrich-Straße 6.” So stand es Monate später auf der Karte, die ich in den letzten Apriltagen 1991 von der KWV in Pankow erhielt. Aufgeregt fuhr ich noch am gleichen Abend los, um das Haus “Walter – Friedrich – Straße 6″ zu suchen.
Was ich vorfand, enttäuschte mich zutiefst: Kein Haus, eher eine steinerne Baracke war das, was ich vorfand. Ratlos betrachtete ich das Gebäude, in dem noch vor kurzem eine Reparaturbrigade ihren Stützpunkt hatte und Altstoffe gesammelt wurden, von allen Seiten. Dieses hässliche Entlein von einem Bauwerk war allerdings zentral gelegen neben Sparkasse, Post und anderen Dienstleistern und sogar von der nahen Kaufhalle zu sehen. Einige Ärzte gab es in der Nähe. Ein kleiner Parkplatz war auch vorhanden, immerhin. Ich sah an den steilen Fassaden der Hochhäuser hinauf und sagte mir: “Hier wohnen viele Menschen!”. Sollte ich hier eine Apotheke gründen? Worauf ließ ich mich ein? Sollte ich aus falsch verstandenem Ehrgeiz heraus einen hohen Kredit aufnehmen und einen Misserfolg riskieren?
Davon würde ich mich nie wieder erholen. Es war längst dunkel geworden, als ich voller Unruhe wieder nach Hause fuhr. Es blieb wenig Zeit für die Entscheidung. Alternative Gewerberäume gab es in Buch nicht. Andere Existenzgründer, weniger zögerliche, würden bestimmt schon warten. Sollte ich es wagen, oder sollte ich nicht?
Ich beriet mich mit allen Freunden, dem zukünftigen Steuerberater und den Geldgebern. Den Ausschlag für die Entscheidung gab schließlich Birgit Vogel, die damals als Leiterin der von Schließung bedrohten Apotheke im Hufeland-Krankenhaus tätig war. Sie stand zu ihrem Vorschlag, mich als Stellvertreterin zu unterstützen, und die Gründung der neuen Apotheke war beschlossen.
Sicher können Sie sich vorstellen, dass die nun folgenden Monate voller Anstrengungen und Mühen waren. Am 16. Januar 1992 konnte dann unsere Apotheke das erste Mal für Sie öffnen.
Dr. Gunnar Fötsch
Seit August 2018 bin ich im Team der Ginkgo-Apotheke und seit dem 02.01.2019 die neue Inhaberin.
In der Ginkgo-Apotheke zu wirken und sie zu leiten ist für mich die Erfüllung eines großen Wunsches. Die Liebe zur Pharmazie und zum Apothekenwesen habe ich schon sehr früh entdeckt. Während meiner Schulzeit bin ich oft an der Ginkgo-Apotheke vorbeigekommen und habe ihre Entwicklung und die Entwicklung von Buch mit Freude und Spannung verfolgen können. Ich komme hierher also ein Stück nach Hause.
Nach über zehn Berufsjahren in Mitte, freue ich mich wieder hier zu sein. Die adäquate Beratung von Patienten und die gute Zusammenarbeit mit Ärzten ist mir seit Berufsbeginn ein großes Anliegen. Beides ist in der Ginkgo-Apotheke erlebbar, für Sie, als Patient und Kunde und für mich, als Apothekerin.
Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit meinem neuen Team, Ihren vertrauten Beratern, und darauf Sie weiter kennenzulernen.
Ihre Tabea Berg
“Wieso hat der seine Apotheke eigentlich GINKGO- APOTHEKE genannt? Komischer Name – kann man auf Anhieb nicht mal richtig schreiben.” Das werden Sie vielleicht auch gedacht haben.
Tatsächlich beruht die Schreibweise unseres Namengebers auf einem Druckfehler, der in die Pflanzensystematik übernommen, für diese ungewöhnliche Schreibweise sorgte. Vielleicht haben Sie sich aber auch erinnert, das Bäume mit diesem Namen auf dem Gelände der Bucher Krankenhäuser stehen.
GINKGO, dieses Wort fiel in meinem Freundeskreis, als ich einen Namen für die Apotheke suchte. Ginkgo biloba ist der letzte Überlebende einer Pflanzengattung, die zu Urzeiten unsere Erde bevölkerte. Abdrücke von Ginkgoblättern finden sich u.a. auf Steinkohlebrocken. Er ist ein sehr beständiger, ausdauernder Baum. Ausdauernd, beständig, geduldig – so wollte ich selber gern sein. Ginkgobäume gibt es jedoch nicht nur in Parks und Alleen. Seit etwa zwei Jahrzehnten weiß man um die Bedeutung von Ginkgoextrakten für Arzneimittel. Die allermeisten Bäume dürften deshalb auf Plantagen zu finden sein. Dort werden die Blätter geerntet, um Mittel zur Förderung der Hirndurchblutung zu gewinnen.
Haben Sie die interessanten Blätter dieses Baumes, der aus dem Fernen Osten von Menschenhand in wenigen Jahrhunderten über die Welt verbreitet wurde, einmal betrachtet? Wenn nicht, dann sollten Sie sich im Frühjahr einmal die Zeit nehmen, dieses botanische Wunder anzuschauen, z.B. wenn der Baum vor der Apotheke wieder ausgetrieben hat. Die in zwei Hälften gespalteten Ginkgoblätter scheinen Harmonie und Widerspruch zu vereinen – hier können Sie das Auseinanderstreben von Verschiedenem und das Vereinen von Ähnlichem beobachten. Selbst Goethe hat sich aufgemacht, seine Seele mit dem Ginkgoblatt zu vergleichen.
Dr. Gunnar Fötsch